_________________________________________________
Bericht
des Schülers
Von
Hermann Hesse
Mein
Lehrer liegt und schweigt schon manche Tage.
Oft weiß
ich nicht, ob er mit Schmerzen ringe,
Ob mit
Gedanken. Wenn ich etwas sage,
So hört
er nicht. Doch wenn ich sitz und singe,
Lauscht
er geschlossenen Auges wie entrückt,
Vielleicht
ein Wissender des höchsten Grades,
Vielleicht
ein Kind, von etwas Klang beglückt,
Doch
stets der Regel treu des Mittlern Pfades.
Zuweilen
regt er die erstarrte Hand,
Als
hielte sie den Schreibestift und schriebe.
Dann
wieder ist der Türe zugewandt
Sein
Blick mit einer unsagbaren Liebe,
Als hör
er Boten nahn auf Engelsflügeln
Und sähe
Himmelspforten offen stehn
Oder auf
seiner fernen Heimat Hügeln
Wie einst
im Morgenhauch die Palmen wehn.
Oft ist
mir bang, als sei ich krank statt seiner,
Als wär
ich selber grau, erloschen, alt
Und jener
dünnen Blätterschatten einer,
Wie sie
der Morgen an die Mauer malt.
Doch er,
der Meister, scheint von Wirklichkeit,
Von Sein,
von Wesen ganz getränkt und trächtig.
Indes ich schwinde, wird er weltenweit
Und füllt
die Himmel strahlend und allmächtig.
No comments:
Post a Comment