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Der
Branntweinsäufer und die Berliner Glocken
Eine
Anekdote
Ein
Soldat vom ehemaligen Regiment Lichnowsky, ein heilloser und unverbesserlicher
Säufer, versprach nach unendlichen Schlägen, die er deshalb bekam, daß er seine
Aufführung bessern und sich des Brannteweins enthalten wolle. Er hielt auch, in der Tat, Wort, während drei
Tage: ward aber am vierten wieder besoffen in einem Rennstein gefunden, und,
von einem Unteroffizier, in Arrest gebracht. Im Verhör befragte man ihn, warum er, seines
Vorsatzes uneingedenk, sich von neuem dem Laster des Trunks ergeben habe? »Herr Hauptmann!« antwortete er; »es ist nicht
meine Schuld. Ich ging in Geschäften
eines Kaufmanns, mit einer Kiste Färbholz, über den Lustgarten; da läuteten vom
Dom herab die Glocken: › Pommeranzen!
Pommeranzen! Pommeranzen!‹ Läut, Teufel,
läut, sprach ich, und gedachte meines Vorsatzes und trank nichts. In der Königsstraße, wo ich die Kiste abgeben
sollte, steh ich einen Augenblick, um mich auszuruhen, vor dem Rathaus still: da bimmelt es vom Turm herab: ›Kümmel! Kümmel! Kümmel! – Kümmel! Kümmel!
Kümmel!‹ Ich sage, zum Turm: bimmle du,
daß die Wolken reißen – und gedenke, mein Seel, gedenke meines Vorsatzes, ob
ich gleich durstig war, und trinke nichts. Drauf führt mich der Teufel, auf dem Rückweg,
über den Spittelmarkt; und da ich eben vor einer Kneipe, wo mehr denn dreißig
Gäste beisammen waren, stehe, geht es, vom Spittelturm herab: ›Anisette! Anisette! Anisette!‹ Was kostet das Glas, frag ich? Der Wirt spricht: Sechs Pfennige. Geb er her, sag ich – und was weiter aus mir
geworden ist, das weiß ich nicht.«
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